Kraftwerk

Kühltürme vom Kraftwerk Jänschwalde
Bagger im Tagebau von Jänschwalde
Falter auf einer lila Blüte
Treppe die auf den Kühlturm führt
Kühlwasser das unten am Kühlturm runterfließt wie ein Wasserfall
Rohre im Kraftwerk
Große Rohre im Kraftwerk zwischen den Gebäuden
Schraubventiele im Kraftwerk
Verbotsschilder im Kraftwerk
Stangen von oben
Tagebau in Jänschwalde
Wollschweber über einer Blüte

Die Unwirtlichkeit des Feuers

Schon die Anfahrt zum Kraftwerk ist viel versprechend. Aus der trocknen ebenen Landschaft der Niederlausitz tauchen gegen den blauen Himmel malerisch die Kühltürme auf. Umgeben von weißen Zuckerwattewolken beherrschen sie die Landschaft. Erstaunlich, wie schnell sich der menschliche Blick an Neues gewöhnt.

Auf dem Parkplatz vor dem Werksgelände zurückgelassene Atemschutzmasken weisen darauf hin, dass hier einer von Deutschlands größten Umweltverschmutzern steht.

Wir machen uns auf die Suche nach geeigneten Aussichtspunkten und landen in einem idyllischen Wäldchen. Der Blick auf die aufgerissene Landschaft von der Straße wird sorgfältig durch einige Baumreihen verhindert, die die Gruben umgeben. Erst von oben würde das ganze Ausmaß sichtbar. Die schattenlose Hitze, die Kiefern, das Zirpen der Grillen, das Flimmern über der Straße und die sommerliche Ruhe erinnern an Urlaubstage in Südfrankreich. Nur die Wolken über den Kühltürmen in der Ferne weisen sachte darauf hin, in einem geschundenen Gebiet zu sein. Der gemeine Städter wird an dieser Stelle durch tückischen Sand gehindert weiter zu fahren und gräbt sich ein, so dass es kein vor und zurück mehr gibt. Die Retter aus dem nächsten Dorf, die mit Ihrer Ausrüstung und ihrem Pickup auf wüstenähnliche Verhältnisse eingestellt sind, ziehen gut gelaunt die Festgefahrenen aus dem Sand.

Wir fahren zurück ins Kraftwerk. Beim Laufen über das weite Gelände wird klar, dass wir unwiderruflich im Maschinenzeitalter angekommen sind. Die Unwirtlichkeit könnte einem schlechten Krimi entsprungen sein.

Die Hitze drückt, so dass selbst Reden für uns und auch die Arbeiter zur Anstrengung wird. Hier und da hört man ein paar polnische Worte. So neugierig wie wir fotografierend die Szenerie betrachten, werden auch wir beäugt.

Beim Laufen durch die dämmerigen Hallen, die gefüllt sind mit den Wärmeausströmungen der Maschinen und Anlagen, sucht man gierig nach jedem Lufthauch.

Dies ist mit Abstand der heißeste Ort in meinem Leben, an dem ich jemals war. Trockne stickige Luft und Maschinenlärm schlagen mir aus der dämmerigen Halle entgegen, als ich aus dem Lastenaufzug trete. Ich überlege kurz ob ich nicht lieber mit einem mädchenhaften Seufzer auf den Lippen formvollendet umfallen soll, dann habe ich alles hinter mir und starke Männer werden mich nach unten in die klimatisierte Kantine tragen wo es eisgekühlte Sprite gibt. Aber ich halte tapfer durch.

Die Führung findet durch alle Ebenen statt. Es darf nach Belieben fotografiert werden.

Die Kühltürme sind an ihrem Fuß auf den letzten Metern, von einem Wasserfall umgeben. Sie wirken, als ob sie auf Stelzen stehen. Das Wasser fließt dann wieder in die Spree. Direkt unterhalb der Kühltürme hat sich Fischzucht etabliert.

Das eigentliche "Highlight" kommt am Schluss. Wir gehen ein Stück zu Fuß, längs der aufgeschütteten Halden, in Richtung aktuelles Braunkohle-Abraumgebiet. Die Anlagen kommen langsam in Sicht, sie befinden sich, aus unser Blickrichtung betrachtet, noch um die Ecke: Erst auf den letzen Metern wird das ganze ungeheure Ausmaß der Verwüstung sichtbar und mich beschleicht das Gefühl auf einem fremden Planeten zu sein: Bis in die Ferne aufgerissene Erde. Gigantische Bagger wühlen sich durch Landschaft. Dritte-Welt Aussicht.

Das Schauern, das der Anblick der Abraumhalden auslöst, wird touristisch vermarktet. Es gibt geführte Touren zu den größten Landschaftssünden dieser Republik.

Erstaunlich, dass die auf den Laien chaotisch wirkende Ansammlung von Menschen, Transformatoren, Maschinen, Rohren und Ventilen am Ende den Strom produziert, den wir alle haben wollen.